„Ich hasse alles, das mich nur instruiert ohne mich zu bereichern oder mich umgehend zu stimulieren“. Goethe
Nachdem ich von meiner Tour in den alternativen Gemeinschaften zurückkam, mietete ich eine Wohnung in Haifa und schrieb mich für einen Master an der Uni ein. Schnell verfiel ich in die Routine des Alltags und begann mich zu langweilen. Obwohl ich gelernt hatte, dass es viele Möglichkeiten gibt, anders zu leben, merkte ich, dass ich keine dieser Möglichkeiten auf mein eigenes Leben anwendete. Während ich studierte, wurde mir klar, dass meine nächste Reise mich nicht unbedingt in ein fernes Land führen müsse. Sie konnte sich genauso gut zuhause abspielen, in Haifa, am Fuße der Universität. Ich begann, die Carmel-Wälder zu durchwandern auf der Suche nach einem Ort, wo ich mein Zelt aufschlagen und mich einrichten konnte. Mein Ziel war es, in der Natur zu leben und dieses Leben zu genießen. Statt in der Stadt zu leben und raus in die Natur zu gehen, wann immer es möglich war, wollte ich lieber direkt in die Natur ziehen und „raus“ in die Stadt gehen, wann immer es nötig würde. In den darauffolgenden Monaten begann ich, mein Outdoor-Camp zu bauen. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, kümmerte ich mich um die Küche. Ich besorgte einen Holzofen, baute mir eine Toilette und eine Dusche und richtete mir ein Wohnzimmer ein. Mein Projekt eines Lebens in freier Natur hatte nichts mit den vielen Zeltstädten zu tun, die im Sommer 2011 überall in den Israelischen Städten aus dem Boden schossen und die zum Zeichen sozialer Proteste wurden; zu diesem Zeitpunkt wohnte ich schon ein ganzes Jahr in meinem Zelt im Wald. Außerdem war es kein Versuch, mich von sämtlichem sozialen Leben anzukapseln. Ich versuchte weiterhin, ein normales Leben zu führen, inklusive Arbeit, Studium, Freunden und meiner Freundin. Der einzige Unterschied war das ich abends nicht in meine eigenen vier Wände in der Stadt zurückkehrte, sondern in mein kleines Camp im Carmel-Wald. Im Freien zu leben beinhaltet einige Herausforderungen, z.B. gibt es kein fließendes Wasser oder Strom. Das bedeutet einerseits, dass man sein Leben in einer ganz anderen Weise planen muss als das Leben in einer normalen Umgebung. Andererseits bedeutet es auch, auf bestimmte Dinge zu verzichten. Die größte Herausforderung war es, sich an ein Leben im Wald zu gewöhnen, in Dunkelheit und Abgeschiedenheit. Sobald ich den Wald besser kennen gelernt hatte, begann ich zu verstehen, dass ich nicht allein war: Es gab auch andere Menschen, die den Wald zu ihrer Heimat gemacht hatten.
In meinen Vorträgen über mein Leben im Freien spreche ich über meine Idee von einem Camp im Wald, die Umsetzung dieser Idee, meine Nachbarn, über Wildscheine, die verheerenden Waldbrände in den Carmel-Bergen, die während dieser Zeit im Dezember 2010 ausbrachen, und über weitere Erfahrungen